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Thoas (allein).

Entsetzlich wechselt mir der Grimm im Busen;
Erst gegen sie, die ich so heilig hielt;
Dann gegen mich, der ich sie zum Verrath
Durch Nachsicht und durch Guete bildete.
Zur Sklaverei gewoehnt der Mensch sich gut
Und lernet leicht gehorchen, wenn man ihn
Der Freiheit ganz beraubt. Ja, waere sie
In meiner Ahnherrn rohe Hand gefallen,
Und haette sie der heil'ge Grimm verschont:
Sie waere froh gewesen, sich allein
Zu retten, haette dankbar ihr Geschick
Erkannt und fremdes Blut vor dem Altar
Vergossen, haette Pflicht genannt
Was Noth war. Nun lockt meine Guete
In ihrer Brust verwegnen Wunsch herauf.
Vergebens hofft' ich, sie mir zu verbinden;
Sie sinnt sich nun ein eigen Schicksal aus.
Durch Schmeichelei gewann sie mir das Herz:
Nun widersteh' ich der; so sucht sie sich
Den Weg durch List und Trug, und meine Guete
Scheint ihr ein alt verjaehrtes Eigenthum.